Tapezieren gehört vielleicht nicht zu den Lieblingsaufgaben eines Hobbyhandwerkers, aber schwer ist es nicht. Mit dem nötigen Know How bekommen auch Sie das die Tapete an die Wand. Unsere Anleitung hilft Ihnen Schritt für Schritt.

Tapezieren ist Heimwerkersache! Diesem Grundsatz folgen ca. 75% der Bürger, die ihre Zimmerwände selbst mit schmucken Tapeten verkleiden. Der Rest beauftragt damit einen professionellen Malerbetrieb. Doch nicht immer kennt sich der Hobbyhandwerker perfekt in Sachen tapezieren aus.

Arbeitsschritte

Schritt 1: Wände vermessen

Zuerst einmal muss der Heimwerker feststellen, welchen Bedarf an Tapeten er benötigt. Hierzu müssen die Wände exakt vermessen werden. Idealer Weise schreibt er dazu mehrere Messwerte auf einen Zettel und fertigt hierzu auch eine kleine Skizze des Wohnraums an:

  • Raumhöhen im ganzen Raum (schiefe Wände und Decken müssen berücksichtigt werden)
  • Breite und Höhe pro einzelne Wand
  • Fenstereinkerbungen und Türen
  • Sonstige Maßeinheiten (z.B. für Bordüren, usw.)

Dies hat den Vorteil, dass er bei Mustertapeten genau die notwendigen Tapetenbahnen und somit den tatsächlichen Bedarf berechnen kann. Oder aber die Verschnittberechnung (Rapport) nochmals exakt anhand der Artikelbeschreibung durchführen kann.

Das genaue Vermessen der Wände erspart am Ende unnötige Tapetenkosten. Gerade bei hochwertigen Tapeten macht sich dieser kleine Mehraufwand schnell bezahlt.

Schritt 2: Tapeten auswählen

Die Tapetenauswahl stellt ein entscheidendes Kriterium innerhalb des Tapezierens dar. Denn aufgrund deren Beschaffenheit müssen die anschließenden Arbeitsschritte angepasst werden. Zumal die Qualität genau auf den späteren Einsatzort der Tapete abgestimmt sein sollte – beispielsweise Kinderzimmer brauchen äußerst widerstandfähige und stoß- bzw. reißfeste Tapeten. Wird die Wand starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt, muss eine extra Lichtbeständigkeit gegeben sein, um die Tapete vor zu schnellem Verblassen der Farben zu schützen.

Weiterhin sind Tapeten heute mit Hinweisen (Qualitätssymbolen) ausgestattet, die auf Wasserbeständigkeit beschreiben, und somit gibt es auch abwaschbare Tapeten sind. Ein eindeutiger Vorteil, wenn einmal ungewollte Flecken an den Wänden landen.

Die Farben- und Designauswahl unterliegt dem persönlichen Geschmack des Heimwerkers. Wobei einige Tipps Räume in ein optisch anderes Licht rücken können:

  • Kleine Zimmer mit hellen Farben ausstatten und keine üppigen Muster verwenden.
  • Niedrige Räume mit senkrechten Streifenmustern strecken, hohe Räume mit waagrechten Streifen erniedrigen.
  • Diagonale Muster und kräftige Farben vertragen nur große Räume.
  • Mit mehreren Mustern und Farben zu arbeiten ist trendy und aktuell.
  • Auf identische Fertigungsnummern beim Kauf achten.

Schritt 3: Materialbedarf ermitteln

Wurde nun eine bestimmte Tapete ausgewählt, muss genau die zugehörige Artikelbeschreibung gelesen werden. Hierauf stehen genau Verbrauchshinweise, die dem Heimwerker helfen, den Tapetenbedarf exakt zu berechnen.

Mustertapeten werden teilweise mit Rapport berechnet. Das heißt, dass das Muster fortlaufend gleich an der Wand erscheinen sollte und somit ein größerer Verschnitt benötigt wird. Ebenfalls sollte immer bei der Bahnenberechnung aufgerundet werden und pro Raumhöhe ein Zumaß von 5cm berechnet sein.

Tür- und Fensterrahmen sollten so berechnet werden, dass der Ausschnitt einkalkuliert ist. Ebenfalls sind besondere Raumgegebenheiten zu berücksichtigen.

Beim Tapetenhändler sollte überdies beim Kauf nachgefragt werden, ob eine Nachbestellung des gleichen Farbmusters jederzeit möglich ist. Oder aber, ob zuviel gekaufte Tapetenrollen im Ganzen auch zurückgegeben werden können.

Im Anschluss muss der Bedarf an Tapetenkleister ausgerechnet werden. Dickere Tapetenpapiere benötigen in der Regel mehr Kleister, als dünneres Papier. Die Hinweise dazu stehen ebenfalls auf der Artikelbeschreibung. Empfehlenswert ist der herkömmliche Pulverkleister, der mit Kaltwasser klumpenfrei angerührt wird und bereits nach wenigen Minuten gebrauchsfertig verarbeitet werden kann.

Dazu braucht der Heimwerker das richtige Tapezierwerkzeug. Hierzu zählt ein Tapeziertisch, eine scharfe Schere oder ein Tapeziermesser, eine Bürste zum Glattstreichen der Tapeten, ein Kantenroller, Spachtel, ein Lot, eine Wasserwaage, ein Zollstock, ein Kleisterpinsel, ein Wandpinsel, ein Bleistift, Schraubenzieher, Klebeband, Abdeckfolie, usw.

Schritt 4: Wandbeschaffenheit – Vorarbeiten

Zuhause angekommen, kann man natürlich nicht sofort mit dem Tapezieren beginnen, sondern muss erst mal die optimalen Voraussetzungen dafür schaffen. Eine Analyse der Wandbeschaffenheit ist dazu unerlässlich.

Begonnen wird jedoch mit notwendigen Abdeckarbeiten. Vor allem der Boden und nicht zu entfernende Möbel sollten dazu mit Folien abgedeckt werden. Ebenfalls können Türstöcke, Fenster und Decken- sowie Bodenleisten mit Klebeband abgeklebt werden. Steckdosenabdeckungen, Lichtschalter, Wandlichter und Bilder müssen komplett von den Wänden genommen werden. Stromkabel sollten dabei mit Listerklemmen gesichert werden. Während des Tapezierens ist der Strom komplett auszuschalten.

➥ Alttapeten entfernen

Sind noch alte Tapeten an der Wand, müssen diese komplett entfernt werden. Hierzu perforiert man die Tapeten mit einer Stechwalze und streicht sie mit einem speziellen Tapetenlösungsmittel ein. Nach einer angegebenen Einweichzeit lassen sich die Tapeten entweder in ganzen Bahnen oder mittels Spachtel von der Wand entfernen. Ebenfalls gibt es hierzu Spezialgeräte, die mit Wasserdampf arbeiten. Im Anschluss kommt der eigentliche Untergrund der Wand zum Vorschein. Idealerweise ist dieser glatt, trocken und sauber. Doch leider trifft dieser Tatbestand nur in den seltensten Fällen zu.

➥ Spachteln

Sind kleine Löcher und Risse in den Wänden, können diese mit einer selbst angerührten Spachtelmasse leicht ausgeglichen werden. Das Grundmittel ist in jedem Baumarkt erhältlich und kann mit kaltem Wasser vermischt werden. Das Spachteln an der Wand muss möglichst zügig erfolgen und sollte danach eine glatte Oberfläche bilden. Das Abziehen überschüssiger Masse erfolgt deshalb mit einer breiten Spachtel.

➥ Wände säubern

Sonstige Unebenheiten können mit einem Spachtel oder mit Schleifpapier ebenfalls gut geglättet werden. Abschließend sollte die Wand dann mit einem Staubsauger oder Besen von sandigen Unreinheiten gesäubert werden.

Sind die Wände erst frisch verputzt, sandeln sie stark. Sind die Oberflächen aus Gipskarton, sollte eine Grundierung aufgetragen werden. Dadurch ist gewährleistet, dass sich der Tapetenkleister später gut mit der Wandbeschaffenheit verbindet.

Kritisch wird es, wenn an den Wänden feuchte Stellen oder Schimmelpilz entdeckt wird. Hier muss zuerst einmal der Ursache auf den Grund gegangen und dann entsprechend reagiert werden.

Wasserflecken können auf defekte Leitungen zurückzuführen sein, die dann durch einen Installateur repariert werden müssen. Schimmelpilz sollte mit speziellen Reinigungsmitteln gründlich entfernt werden. Eventuell muss sogar der betroffene Putz von der Wand genommen werden und nach einer Austrocknung wieder neu verputzt werden.

Schritt 5: Tapezieren

Sind alle Vorarbeiten gründlich ausgeführt worden, beginnt das eigentliche Tapezieren. Hierzu ist eine Raumtemperatur von durchschnittlich 20°C ideal. Zugluft sollte absolut vermieden werden.

Zuerst richtet man sich dann Tapeziertisch und Werkzeug so her, dass es allzeit gut erreichbar ist. Begonnen wird an der hellsten Zimmerecke, normalerweise am Fenster. Denn die Faustregel beim Tapezieren besagt: Immer vom Licht weg arbeiten und in der dunkelsten Zimmerecke enden.

Achtung!
Keine Wand ist 100% gerade. Maurer und Putzer können niemals so exakt arbeiten, dass allerorts das gleiche Maß vorzufinden ist. Deshalb muss nahezu jede Tapetenbahn neu berechnet werden. Bei der Geradlinigkeit hilft das Arbeiten mit einem Lot.

Ist nun die erste Tapetenlänge ausgemessen, wird die Tapetenrolle am Tisch ausgerollt, fixiert und exakt abgeschnitten. Eine Verschnittlänge von 5 cm pro Bahn ist einzurechnen und kann anschließend mit dem Tapetenmesser an der Wand problemlos entfernt werden.

➥ Einkleistern

Das Einkleistern der Tapetenbahn stellt ein entscheidendes Arbeitskriterium beim Tapezieren dar. Der Kleister muss gut und satt auf der Tapetenrückseite verteilt werden. Zu beachten sind die Seitenränder und Ecken. Das Kleistern der Wand ist nur bei extra Hinweisen auf der Artikelbeschreibung notwendig.

Ist die Tapetenbahn eingekleistert, wird sie zum Weichen jeweils zur Mitte der Bahn zusammengelegt. Nicht drücken, sondern lose Kante auf Kante zusammenlegen. Die Weichzeiten entnimmt man ebenfalls der Artikelbeschreibung. Im Durchschnitt werden 10 Minuten dafür veranschlagt.

➥ Tapete ankleben

Im Anschluss an die Weichzeit wird die obere Tapetenhälfte aufgeklappt und an der oberen Wandkante mit einem Überstand von 2 bis 3 cm anfixiert. Sitzt die Tapetenbahn gerade, wird mit einer Tapetenbürste die obere Tapetenhälfte senkrecht angeklebt.

Im Anschluss wird mit der unteren Tapetenhälfte genauso verfahren. Die Bürste arbeitet dabei immer von oben nach unten sowie von der Mitte nach außen. Auf diese Weise wird überschüssiger Kleister gleichmäßig verteilt und es entstehen keine Blasen.

In den ersten Minuten kann die Tapetenbahn bei Bedarf auch noch mal von der Wand entfernt werden (z.B. schiefe Bahn, Falten, etc.), doch je länger die Tapete weicht, desto höher ist die Rissgefahr.

Die nächste Tapetenbahn wird dann direkt am vorherigen Seitenrand ausgerichtet. Problematisch wird es bei schiefen Wänden, die dann ein leichtes Überlappen erfordern. Bei dünnen Tapeten fällt dies kaum auf. Bei dickem Tapetenpapier muss eventuell ein schräger Schnitt am Seitenrand geführt werden.

Gleiches gilt beim Ankleben der Tapeten in den Wandecken und in Nischenbereichen. Dünne Tapeten können ca. 1 cm übereinander lappen. Bei dickeren Tapeten sollte in der Ecke Stoß auf Stoß gearbeitet werden.

➥ Kanten rollen

Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, müssen die Seitenkanten mit einem speziellen Kantenroller angedrückt werden. Bei Prägetapeten empfiehlt sich das Arbeiten mit Bürsten, um die Muster nicht zu beschädigen. Im Anschluss können auch die Überstände an Decke und Boden mit einem scharfen Tapeziermesser entfernt werden.

Diese Video-Anleitung hilft Ihnen bei der Durchführung

Problembereiche

Beim Tapezieren eines Raumes stößt man unweigerlich auf so genannte Problembereiche. Hierzu zählt beispielsweise ein Heizkörper. Entweder wird dieser vorher entfernt oder aber man muss möglichst hinter den Heizkörper hineintapezieren.

Dazu wird der Bereich des Heizkörpers rechts und links normal tapeziert – soweit die Bahn einzuführen ist. Direkt hinter dem Heizkörper wird die Tapetenbahn in Streifen geschnitten (ca.10cm Breite) und Streifen für Streifen durchgezogen und festgedrückt. Auf diese Weise sind auch die Wasserleitungen leicht auszuschneiden.

Steckdosen und Lichtschalter werden mit der Tapetenbahn komplett überklebt. Erst nachdem diese fest mit der Wand verbunden ist, werden die Ausschnitte hierfür eingeschnitten. Stromkabel hingegen müssen während des Anklebens durch die Tapete mittels kleinem Anschnitt geführt werden.

Beim Tapezieren einer Zimmerdecke muss der Heimwerker unbedingt eine Hilfsperson heranziehen. Zumal die Überkopfarbeit sehr anstrengend ist. Ansonsten ist das Tapezierverfahren das Gleiche.

Blasenbildung

Während der ersten Trocknungsphase ist es nur normal, dass die Tapete Blasen wirft. Achtet man dann auch darauf, dass im Raum keine Zugluft entsteht, verschwinden die Blasen normaler Weise im Zuge der Austrocknung. Diese dauert natürlich mehrere Stunden an.

Bleiben die Blasen allerdings nach der üblichen Trocknungszeit weiterhin bestehen, kann dies zwei Gründe haben. Zum einen ist noch zuviel Kleister unter der Tapete. Dann muss mit einer feinen Nadel eingestochen und der Kleister ausgedrückt werden. Ein schnelles Entfernen des Kleisters auf der Tapete ist selbstredend.

Der andere Grund kann sein, dass sich an dieser Stelle überhaupt kein Kleister unter der Tapete befand. Dann sollte man mit Hilfe einer Einwegspritze Kleister einspritzen und die Blase andrücken. Entstehen dabei Risse, muss vorsichtig und mit größter Sorgfalt repariert werden.

Gelernter Fußbodenleger (IHK), mit jahrelanger Erfahrung als Sanitär- und auch Vermessungstechniker. Dazu privater Bauherr mit eigenem Haus und Garten. Gründer und Chef-Redakteur von Heimwerkertricks.net